Herkules Farnese, zwei Zeichnungen auf zwei Blättern, schwarze und weisse Kreide auf olivgrünem Papier, um 1550
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Herkules Farnese (auch Herakles Farnese), Ansicht Vorderseite und Rückseite, zwei Zeichnungen auf zwei Blättern, schwarze und weisse Kreide auf grobem olivgrünem Papier, Blatt 2 verso mit gleichem Motiv als Umrisskizze in Kohle, vermutlich zweite Hälfte 16. Jahrhundert.
Guter Zustand, altersgemässe Gebrauchsspuren, etwas gebleicht.
Blatt 1 / Vorderansicht: durchgehende Querfalte in der Mitte, unten unregelmässig beschnitten und zwei kleine Einrisse, auf Höhe linkes Schienbein kleine hinterlegte und restaurierte Wurmspur. Papierbruch im Bereich des Bartes ca. 2 cm, dasselbe ca.1 cm an der rechten Schulter, in beiden Fällen kein Papierverlust. Am oberen Rand eine mir nicht schlüssig erklärbare helle Linie (keine Bruchlinie) quer über das Blatt. Rechts oben die sichtlich später hinzugefügte Ziffer "3" in Blei. Am oberen Rand winzige Ein- und Ausrisse, minimaler Papierverlust. Seitlich unregelmässig beschnitten, das Papier an den Rändern partiell etwas beschabt. Rückseitig Montagepapierreste. Ca. 50 x 32,5 cm.
Blatt 2 / Rückenansicht: durchgehende Querfalte in der Mitte, unten unregelmässig beschnitten, kleinere Einrisse ohne Papierverlust, an der linken Wade hinterlegte und restaurierte Wurmspur. Im oberen Bereich zwei kleine Wurmlöcher, am oberen Rand mehrere Ein- und Ausrisse sowie kleines Loch, minimaler Papierverlust. Rechts oben hinterlegter Einriss, kein Papierverlust. Auch hier wieder am oberen Rand die schon beim ersten Blatt erwähnte helle Querlinie (auch hier keine Bruchlinie). Rechts oben wieder beziffert, hier mit einer "4". Die seitlichen Ränder unregelmässig beschnitten, linker Rand unten mit kleinem Ausriss. An den Ränder partiell beschabt. Rückseitig mit Montagepapierresten sowie der gleichen, jedoch nur rudimentär ausgeführten Skizze
in Kohle (?). Ca. 52,5 x 32,5 cm.
Die Kopie des Herkules von Lysipp, welche ab 1545 mit zahlreichen weiteren klassischen Statuen in den Caracallathermen in Rom entdeckt und ausgegraben wurde, gilt als treueste Überlieferung des Lysippschen Originals. Sie war in viele Teile zerbrochen und wurde durch den Michelangelo-Schüler Guglielmo della Porta sorgfältig restauriert und ergänzt, um fortan als Prunkstück die Hofloggia des Palazzo Farnese von Papst Paul III. zu schmücken. Dort wurde sie ab 1550 von Künstlern und Kunstreisenden aller Coleur bewundert, gezeichnet, nachgeahmt, in Kupfer gestochen und in Gemälden verewigt. Ende des 18. Jhdts. wurde die Statue in die Residenz des Königs von Neapel verbracht, wo sie bis heute im archäologischen Nationalmuseum ausgestellt ist. Angefertigt wurde die Kopie übrigens, wie im Stein zu lesen ist, von "Glykon dem Athener" zu Beginn des 2.Jahrhunderts n. Chr. Bis ins 19. Jahrhundert galt das Bildnis als Prototyp einer vollendet proportionierten Statue.
Vorliegende Blätter wurden durch den Vorbesitzer, einem Sammler aus Starnberg, oder einem Händler Jacopo Robusti, genannt Tintoretto, zugeschrieben. Eine verwegene Zuschreibung, die wohl Zustande kam aufgrund des klar und unprätentiös gehaltenen Stils der Zeichnungen, der Verwendung dunklen, groben Papiers und der Vermutung, dass Tintoretto just zu jener Zeit in Rom gewesen sein muß.
Zwei sehr schöne, aufgrund ihrer Qualität, des Alters und der Größe der Blätter beeindruckende Arbeiten.